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Klangraum Kirche
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29.11.2022
Marsberg

4. Internationales Orgelimprovisationsfestival Marsberg ein Rückblick von Tim Störmer

Tim Störmer berichtet vom 4. Internat. Improvisationsfestival in Marsberg. Ein Festival, welches selbst im vierten Jahr in Folge ein signifikantes Wachstum erlebte und ein Publikum weit über die Grenzen Marsbergs hinaus anzog.

4. Internationales Orgelimprovisationsfestival in Marsberg

Bereits zum vierten Mal in Folge fand in der Propsteikirche St. Magnus Niedermarsberg das „Internationale Orgel-Improvisationsfestival“ statt. Dekanantskirchenmusiker (DKM) Marcel Eliasch und die Kantorei Marsberg e. V. luden – anstatt wie bisher an einem einzigen Wochenende – erstmals an drei aufeinanderfolgenden Sonntagen jeweils um 16 Uhr zu den Konzertveranstaltungen ein.
Eröffnet wurde das Festival äußerst passend mit dem feierlichen Hochamt am 6. November 2022 um 10:30 Uhr, denn gerade beim liturgischen Orgelspiel, dem genuinen Ort der Orgelimprovisation, stellen Organistinnen und Organisten seit Jahrhunderten ihre Spontanität und Musikalität in den Dienst der Kirche: Gott zur Ehre, den Menschen zur Freude! DKM Marcel Eliasch improvisierte souverän und der Liturgie innewohnenden Dramaturgie entsprechend im Stil einer französischen Orgelmesse, während die versammelte Gemeinde mit dem Ordinarium der Missa de Angelis in das Gotteslob einstimmte. Propst Meinolf Kemper bekundete nicht zuletzt durch das Platznehmen mit der liturgischen Assistenz nach dem Schlusslied den hohen Stellenwert der (Kirchen-)Musik in der christlichen Verkündigung sowie seine große Wertschätzung und Dankbarkeit gegenüber dem Kirchenmusiker.
Der Einladung zum Konzert am Nachmittag desselben Sonntags um 16 Uhr waren gut 60 interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer in die stimmungsvoll illuminierte Propsteikirche gefolgt. Prof. Dr. Peter Planyavsky aus Wien zeigte äußerst eindrücklich, dass nicht nur Melodien (aus dem GOTTESLOB) einer Orgelimprovisation zugrunde liegen können, sondern auch (biblische) Texte wie die Berufung des Propheten Elija (1 Kön 19) oder Psalm 23. Dank einer aufgestellten Leinwand konnte das Publikum neben dem akustischen auch einen visuellen Eindruck vom künstlerischen Schaffen Planyavskys gewinnen. Großer Applaus und stehende Ovationen waren der Dank, woraufhin der Improvisator mit einer Zugabe über das Neue Geistliche Lied „Unser Leben sei ein Fest“ auf peppige Art und Weise mit einem Augenzwinkern den ersten Konzertabend erfolgreich beschloss.
Am Samstag, den 12. November, fand erstmals ein Improvisationskurs im Rahmen des Festivals statt. Insgesamt zwölf Teilnehmer hatte dabei die Gelegenheit, dem Kirchenmusiker Otto Maria Krämer aus Straelen, der zudem Liturgisches Orgelspiel/Improvisation an der Hochschule für Musik und Tanz Köln unterrichtet, ein improvisiertes Stück zu präsentieren und dann ein konstruktives Feedback zu erhalten. Zum sich anschließenden Symposium waren außerdem noch DKM Marcel Eliasch und der Leiter des Referates für Kirchenmusik des Erzbistums Paderborn Dominik Susteck , ebenfalls Organist sowie Komponist, erschienen. Die drei legten zunächst anschaulich und praxisnah ihren jeweiligen Zugang zum Thema Orgelimprovisation dar, woraufhin sich eigendynamisch ein lebendiges Gespräch entwickelte. Alle Teilnehmer waren sich einig, dass solche Formate mit dringendem Wiederholungsbedarf zukünftig erneut angeboten werden sollen.
Das zweite Orgel-Improvisationskonzert spielte Otto Maria Krämer am folgenden Sonntag. Eine Besonderheit war sicherlich, dass er zu Konzertbeginn durch die Reihen der über 80 Gäste schritt, um sich deren Themenvorschläge zu notieren. Diese gemachten Vorschläge arbeitete er dann souverän und mit Esprit in sein zuvor mitgebrachtes Programm ein; das Publikum war begeistert und konnte dank erneuter Leinwandübertragung dem Künstler zusehen.
Das Improvisationsfestival endete mit einer fulminanten Stummfilmimprovisation des DKM Marcel Eliasch am Sonntag, den 20. November. Den mehr als 100 Teilnehmenden aus einem überaus großen Einzugsgebiet wurde der Stummfilm „Der Galiläer“ aus dem Jahre 1921 präsentiert. Zu den unterschiedlichen Szenen aus dem Ende des Lebens Jesu – vom Einzug in Jerusalem bis zur Kreuzigung auf Golgota – erklang passendes Orgelspiel: Ob die spürbar große Intimität beim folgenden Abschied von seiner Mutter und Maria Magdalena oder beim letzten Abendmahl mit seinen Jüngern, ob Jesu Beten und Ringen mit dem Willen des Vaters im Garten Getsemani oder ob das Brausen des von den Priestern des Jerusalemer Tempels aufgewiegelten Volks, das vor Pilatus den Tod Jesu forderte – jede Szene erhielt eine der jeweiligen Emotionen entsprechende Musik. Einige Zuhörer waren davon sogar so ergriffen, dass sie teilweise zu Tränen gerührt waren und viele äußerten persönlichen Dank dem Künstler gegenüber mit Worten wie „So etwas habe ich noch nie erlebt – sehr beeindruckend und ergreifend!“. Gerade darin zeigt sich schließlich das überaus große Potential, welches der Musik in der Glaubensverkündigung zukommen kann.
Alle Verantwortlichen sind mit dem Erfolg des Festivals sehr zufrieden und das Publikum darf sich bereits auf eine baldige Fortsetzung an drei Sonntagen im September 2023 freuen.