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Klangraum Kirche
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06.02.2022

Alfred Hochedlinger (*1963): „Kostet und seht Gesänge für den Gründonnerstag für gemischten Chor“ und „Dies ist die Nacht Gesänge zur Feier der Osternacht für gemischten Chor“

Der österreichische Komponist Alfred Hochedlinger (*1963) legt zwei neue Publikationen vor.

Alfred Hochedlinger (*1963): „Kostet und seht – Gesänge für den Gründonnerstag für gemischten Chor“

und

„Dies ist die Nacht – Gesänge zur Feier der Osternacht für gemischten Chor“.

 

Eigenverlag, Preis jeweils 9,00 €

 

„Auf seiner Suche nach einer zeitgemäßen Tonsprache, die einerseits nicht einen historischen Musikstil nachahmt, andererseits nicht atonal ist, bildete sich sein Personalstil aus“. Große Hoffnungen weckt diese Beschreibung des Komponisten und Herausgebers der im Januar 2022 erschienenen Publikationen. Die Idee ist verheißungsvoll: Die Liturgien der Karwoche bis hin zum Ostersonntag können vielfältig gestaltet sein. So bietet das Heft „Kostet und seht – Gesänge für den Gründonnerstag für gemischten Chor“ textlich geeignete Literatur, die für viele Chöre gut singbar und auch schnell lernbar ist. Dabei sticht insbesondere die stilistische Varianz heraus: Von einem eigenen Satz zu dem Lied „Beim letzten Abendmahle“ über eine Variante des Liedes „Nimm, o Gott, die Gaben, die wir bringen“ bis zum Spiritual „Kum ba yah, My Lord“ ist Vieles dabei. Ähnlich verhält es sich bei „Dies ist die Nacht – Gesänge zur Feier der Osternacht für gemischten Chor“. Bei der Auswahl der Responsorien zu den Psalmen in der Osternacht gibt das Gotteslob kaum Spielraum her. In der angeführten Publikation werden die Psalmen aber durch einen Chorvers ergänzt: Neues tut gut und kann auch Altbekanntes in einem neuen Licht strahlen lassen. Zahlreiche Möglichkeiten der Umsetzung bieten sich an und der Fantasie der Ausführenden kann freier Lauf gelassen werden. Auch die beiden Halleluja-Codas sind leicht zu realisieren und bereichern die Osternacht. Bei der Betrachtung der Werke kommt zeitweise der Eindruck auf, dass dem Komponisten beim Erfüllen seines Anspruchs eines zeitgemäßen Personalstils mehr Mut gutgetan hätte. Die Werke scheinen Musikstücke zu sein, die sich gut in die Liturgie fügen und keinen negativen Anstoß erregen. Ob die Tonsprache aber tatsächlich „zeitgemäß“ ist, muss wohl individuell geklärt werden. Manche Satzfehler wie bei dem Satz zu „Du Gott und Vater Jesu Christ“ sind unnötig und wären leicht zu vermeiden gewesen. Zeitgemäße Kirchenmusik sollte sich meines Erachtens nicht darauf beschränken, zu dem einen oder anderen Akkord eine Dissonanz hinzuzufügen. Kurzum: Die Werke von Alfred Hochedlinger aus dem Jahr 2022 sind durchaus zweckmäßige und liturgiebezogene Kompositionen – allerdings leider auch nicht mehr.

 

Tobias Leschke