„England, my England“ möchte man gerne freudig rufen, wenn man sich mit der Messe in C-Moll von Charles Herbert Kitson beschäftigt. Kitson selbst ist als Organist, Musikpädagoge in Dublin und London sowie als Autor diverser Lehrbücher (The Art of Counterpoint and its Application as a Decorative Principle, London, 1907 sowie The Evolution of Harmony, London, 1914 oder Applied Strict Counterpoint, London, 1916 etc.) zwar durchaus bekannt, sein Werk scheint mir -zumindest in Deutschland- jedoch nicht übermäßig stark rezipiert. In London bildete Kitson einen beachtlichen Schülerkreis aus, dem auch der Komponist Michael Tippett (u.a. A child of our time) angehörte.
Im recht überschaubaren Œuvre C.H. Kitsons befinden sich einige geistliche Werke, unter ihnen drei Messvertonungen. In der Messe in C-Moll verwendet der Kitson den lateinischen Ordinatriumstext, lässt das Credo aber aus. Die Sätze sind hinsichtlich der Länge und Komplexität des Vokal- und Orgelparts durchaus überschaubar, klanglich aber immer ansprechend gesetzt. Als Alternative zu einem kurzen vierstimmigen Männerchorpart im Kyrie wird eine Ossia-Fassung für gemischten Chor angeboten. Kitson gelingt es in seiner Messe in C-Moll auf sehr überzeugende Art einen beherrschbaren Chorsatz zu einem typisch romantisch-englischem Klang zusammenzuführen. Eine Orgel mit Schwellwerk ist für die Aufführung vorgeschrieben und aus meiner Sicht auch sicherlich sinnvoll. Im Hinblick auf die kirchenmusikalische Praxis ist Kitsons Werk sicher ein (noch) ein Geheimtipp, aus meiner Sicht ist seine Musik eine Empfehlung wert.
Tobias Leschke