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Klangraum Kirche
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17.10.2021
Paderborn

Danke für die 1. Internationale Orgelwoche

Ich bin dankbar für die 1. Internationale Orgelwoche im Erzbistum Paderborn: 11 Konzerte, 5 Kurstage, 4 Dozenten und Interpreten von internationalem Rang, Olivier Latry, Ben van Oosten, Leon Berben und Tomasz Adam Nowak und ca. 50 Teilnehmer aus ganz Europa als junge Organist(innen) und Studierende.

Ein herzlicher Dank gilt ebenfalls den Initiatoren, die die Woche geplant und begleitet haben, den Dekanatskirchenmusikern Johannes Krutmann aus Hamm, Harald Gokus aus Rheda und Ralf Borghoff aus Erwitte. Ebenfalls danke ich dem nun emeritierten Prof. Paul Thissen, der sich im Vorfeld sehr für die Orgelwoche eingesetzt hat, sowie dem externen Partner und Begleiter Michael Grüber. Auch Maximilian Schnaus aus Berlin sei herzlich für sein Zusatzkonzert innerhalb der Orgelnacht in Hamm gedankt.

Musik kann nur leben, wenn sie neu interpretiert wird, wenn die junge Generation die Musik auf ihre Weise versteht und zum Leben erweckt. Sonst bleiben die Noten stumm, stehen im Archiv oder im Regal. Musik muss immer wieder neu eingeübt und verstanden werden. So werden schwere Noten irgendwann leicht und frisch, werden Kompositionen, die teils hunderte Jahre alt sind, im gegenwärtigen Moment lebendig und können von uns als Hörern immer wieder neu erfahren werden. Insofern kann Kultur nur leben und überleben, wenn sie weitergegeben wird, mehr noch, wenn sie neu in jedem Einzelnen, ob Hörer, Spieler oder Schöpfer, neu entsteht. Jeder Interpret muss die Musik quasi für sich verstehen, für sich zu einer Bedeutung bringen, ähnlich einem Schauspieler, der einen Text nur dann verständlich sprechen kann, wenn er den Sinn dahinter erfasst. 

Und so bin ich dankbar über die Entwicklung von Kultur, wo neue Ideen der Interpretation entstehen. Wenn man die letzten Jahrzehnte anschaut, sieht man diese Entwicklung beispielsweise im Aufkommen der historischen und historisch-informierten Aufführungspraxis, die sich deutlich von der Interpretation der 50er und 60er Jahre des letzten Jahrhunderts unterscheidet. Oder in neuen Orgeln, neuen Registrierungen, immer auf der Suche, die Musik adäquat lebendig werden zu lassen. Oder wenn neue, bisher nicht gehörte Improvisationen oder Kompositionen entstehen. Im Buch Jesaja heißt es: Gott macht alles neu. Hier, in dieser Atmosphäre, im Geist der Orgelwoche, entsteht Raum für dieses Neue, für das Ausprobieren, Interpretieren und Experimentieren. 

Der Raum ist da, aber können wir ihn füllen? Am 23. Oktober werde ich im Deutschlandfunk die Sendung KlassikPopet cetera moderieren. Dort erzähle ich meinen persönlichen Zugang zur Orgel, 1990 mit 13 Jahren während der Messe in St. Marien Bochum-Stiepel. Und so, denke ich, hat jeder Kursteilnehmer und Interpret das faszinierende Instrument auf seine Weise kennengelernt, oft als Kind, sei es über die eindrucksvolle Musik oder die faszinierende Technik. Jeder hat viele hundert Stunden des Übens mit dem Instrument verbracht, um die Musik lebendig werden zu lassen. 

Leider geht das Interesse am Instrument Orgel bei jungen Leuten einerseits zurück. Die Orgelwoche hat andererseits gezeigt, dass ein unglaubliches Engagement sowie eine hohe Spielkunst unter den jungen Organistinnen und Organisten besteht. Deshalb habe ich keine Zweifel daran, dass wir diese Geistesbewegung der Erneuerung auch weiterhin in die Zukunft tragen. 

Dominik Susteck

Der Text ist der Einführung zum Kurskonzert am 15.10.21 in Rheda entnommen