Nach dem Warm-up der Stimme und des ganzen am Samstagmorgen noch recht müden Körpers starteten wir in Kleingruppen zu unserer ersten Stunde im Dirigieren: „Aufrecht stehen, Arme leicht angewinkelt und los ging es …“ Nach einiger Zeit stellten wir Teilnehmer fest, dass die Arme schwer wurden und die Koordination immer noch nicht ganz passte. Dank hilfreicher Tipps, gemeinsamer Übung und viel Spaß gelang es uns nach und nach auch selbst die Gruppe zu dirigieren: Egal ob 2/4-, 3/4- oder 4/4-Takt, – am Ende beherrschten wir sie alle.
Ein zentraler Bestandteil jedes Studientages war der gesellige Teil bei Kaffee oder Tee und dem gemeinsamen Mittagessen. Gut gesättigt starteten wir in unser nächstes Unterrichtsfach: Musiktheorie. Dort wurden wir in die wunderbare Welt der Akkorde eingeführt, lernten Melodien zu harmonisieren, diese nach und nach immer interessanter zu gestalten und auch, wie man Kindern Harmonielehre näherbringen kann. An Klavier und Gitarre lernten wir trotz unterschiedlicher Niveaus alle etwas dazu. Peter Wagner schaffte es, die Inhalte so darzustellen, dass Anfänger wie Fortgeschrittene sich weiterentwickeln konnten. Benjamin Sutorius begeisterte mit seinen Tipps und Fähigkeiten an der Gitarre und Christine Wagner bot Einzelstimm-bildung an – ein Angebot, das wir gern wahrnahmen. Dabei ging sie auf jede Stimme individuell und wertschätzend ein.
Die Studientage fanden abwechselnd in der Akademie in Schwerte und im Liborianum in Paderborn statt, somit ergaben sich Fahrgemeinschaften, die unsere Gruppe nochmal mehr zusammenschweißten.
Nach fast einem Jahr Kinderchorseminar hieß es dann Abschied nehmen: Wir bedankten uns mit unserem Glanzstück „Danke für die Lieder“ bei den Lehrgangsleiter*innen.
Im Alltag fallen uns immer wieder auch kleine Dinge ein, die wir in unseren Kindergruppen einsetzen. Durch die Fortbildung in den verschiedenen Bereichen sind wir nun sicherer im Auftreten vor dem Chor. Nun bleibt zu hoffen, dass eine Fortsetzung des Lehrgangs folgt.
Irena Burmester, Stefanie Koch (geb. Kretschmann), Christina Lennert
Bericht 2
Die Zielgruppe des Lehrgangs ist weit gefasst: Er richtet sich an Lehrer, Erzieher, Gemeindereferenten, die von Berufswegen mit singenden Kindern umgehen, aber ebenso an Personen, denen das Musizieren mit Kindergruppen eher zufällig begegnet, z. B. als Eltern, im Ehrenamt oder ähnlichen Zusammenhängen. Ihnen allen soll Handwerkszeug für die musikalische und pädagogische Arbeit mit Kindern an die Hand gegeben werden.
Ausbildungsinhalt sind die folgenden Themenbereiche: Umgang mit der Kinderstimme, Stimmbildung, Probendidaktik und -methodik, Dirigieren, Liedbegleitung (Klavier und Gitarre), Orff-Instrumentarium, Allgemeine Musiklehre und Gehörbildung, Liturgik und Literaturkunde. Hierfür standen 2023/24 7 Präsenztermine an Samstagen zu je 6 Stunden und ein zweistündiger Onlinetermin zur Verfügung. Dass die Vermittlung in dieser kurzen Zeit gelungen ist, hat viel mit dem Engagement der Lehrenden zu tun.
Zum Beispiel in Form von morgendlich-schwungvollen Lektionen von Barbara Grundhoff und Helga Lange in Probendidaktik und -methodik, die die von der Woche und Anreise müden Teilnehmer augenblicklich mit ihrer Singfreude elektrisieren und damit zugleich lebendiges Vorbild für geglückte Motivation sind. Ihre Tipps aus eigener Kinderchorleitungserfahrung sind reichhaltig und die Anregungen zu kreativem Repertoire umfangreich. Jeder Teilnehmer hat so am Ende des Kurses Orientierung in den Freiburger Kinderchorbüchern 1 + 2 (als Kursmaterial zur Verfügung gestellt) und verfügt darüber hinaus über zahlreiche weitere Lieder für die eigene Praxis.
Benjamin Sutorius als jüngster in der Referentenrunde bringt die Früchte seines am wenigsten weit zurückliegenden Studiums u. a. in Form eines stärkeren Fokus auf Unterrichtsmethoden ein. So gelingt ihm durch Gruppenarbeitsvarianten das vorhandene Wissen der einzelnen Teilnehmer einzubeziehen. Das trägt zum besseren gegenseitigen Kennenlernen der Teilnehmenden bei und hilft zudem, die knappe Kurszeit noch effektiver zu nutzen.
Das Ausprobierenkönnen des Orff-Instrumentariums führt die Teilnehmer in einen ganz eigenen Klangraum, insbesondere der Zusammenklang verschiedener Xylo- und Metallophone ist eindrucksvoll. Schriftliche Ausführungen zur Theorie dahinter und sofort einsetzbare Noten für Orff-Arrangements sind ebenso Teil dieses inspirierenden Exkurses.
Für jedes Themengebiet der Ausbildung wird von den Dozenten großzügig Material zur Verfügung gestellt. Für das chorpraktische Instrumentalspiel hat der Lehrgangsleiter Peter Wagner ein ganzes Büchlein aus eigener Feder zur Hand, das sowohl Teilnehmern mit noch beschränkter Instrumentalpraxis eine Reihe von Begleitmöglichkeiten eröffnet als auch fortgeschrittenen Begleitern vielerlei Anregungen mitgibt. Dass ihm die Förderung von Musikverständnis für Laienmusiker am Herzen liegt, ist durch alle Themen hindurch spürbar, und diese innere Beteiligung ist wichtiges Element des Kurses. Bei den Teilnehmenden bewirkt sie Ermutigung und Interesse an weitergehenden Studien.
Seelische Stärkung bewirken auch die schönen Orte, an denen der Lehrgang stattfindet (Liborianum in Paderborn und Katholische Akademie in Schwerte), und körperliche die reichhaltigen Mahlzeiten, die dort serviert werden und in den Kursgebühren enthalten sind.
Wohltuend ermutigend ist außerdem der Gesangsunterricht von Christine Wagner dar. Kenntnisreich und einfühlsam holt sie jeden dort ab, wo er stimmlich gerade steht und ermöglicht ihm, sein eigenes Klangpotential zu erfahren.
Am Ende des Kurses verfügt so tatsächlich jeder Teilnehmer, je nach Startpunkt, über erstes oder bereits weiterführendes Handwerkszeug für die musikalische und pädagogische Arbeit mit Kindern. Die Wertschätzung des vermittelten Wissens und der Möglichkeit des Austausches sind groß, deshalb besteht bei der Mehrheit der Teilnehmenden auch der Wunsch nach Fortsetzung des Lehrgangs.
Am Ende erweist sich die Unterschiedlichkeit an Voraussetzungen sogar als Potential, das in zukünftigen Kursen, z. B. in Übungssequenzen durch Einsatz gemeinschaftlicher Unterrichtsmethoden, noch intensiver nutzbar wäre.
Das Kursziel, den Teilnehmenden eine solide fachliche Grundlage zu geben, wird in jedem Fall erreicht. Diese Grundlage bewirkt zusammen mit der oft großen Eigenmotivation der zukünftigen Kinderchorleiter ein „Empowerment“ (gestärkte Befähigung), daraus einen eigenständigen Ansatz der Kinderchorleitung zu gestalten.
Monique Schliesch