Fünf Konzerte in fünf verschiedenen Kirchen der Stadt Hamm bildeten den Rahmen für das ökumenische Orgelfestival „OrgelPlusHamm“ 2024, das mit Musik von 1650 bis zur Gegenwart einen weiten Bogen spannte, der sich stilistisch und programmatisch an den Gegebenheiten der jeweiligen Räume und Instrumente orientierte.
Beginnend in der romanischen Dorfkirche in Rhynern bot das Kölner Alte-Musik-Ensemble „Harmonie universelle“ unter dem Titel „Stylus phantasticus“ Avantgarde-Musik des 17. Jahrhunderts und beeindruckte mit höchster Virtuosität, impulsivem Zugriff und perfektem Zusammenspiel.
Gut besucht war ebenfalls die Kombination von Trompete, Bariton und Orgel am „Tag des offenen Denkmals“ in der St. Viktor Kirche in Herringen. Die Überschrift „The trumpet shall sound“ konstituierte das Programm des Nachmittags, die Solisten Peter Mönkediek (Trompete), Wolfgang Tombeux (Bariton) und Jörg Nitschke (Orgel) boten ein reichhaltiges und klangvolles Programm von Bach bis Mendelssohn.
„Vitraux“ – das waren musikalische Impressionen über Kirchenfenster, von denen sich Hansjörg Fink (Posaune) und Elmar Lehnen (Orgel) inspirieren ließen und einen kompletten Zyklus für ihr Duo geschaffen hatten. An der Klais-Orgel der St. Agnes Kirche in Hamm führten sie ein anspruchsvolles, hochexpressives Programm auf, bei dem die Buntglasfenster aus der Kirche Notre-Dame des Neiges in L’ Alpe d‘Huez auch als Projektionen zu sehen waren.
„Der müde Tod“ lockte nur wenige Zuhörende in die abendliche Hammer Pauluskirche, diese hatten allerdings die Möglichkeit, einen Stummfilm mit den gekonnten Orgelimprovisationen von Thorsten Maus zu erleben. Letztere waren so stimmig, vielfältig und kurzweilig, dass es auch für Nicht-Cineasten ein bereichernder Abend wurde.
Den intensiven Schlusspunkt des Festivals setzten Dominik Susteck und Laurenz Theinert in der Liebfrauenkirche in Hamm mit ihrer Performance über „Lux aeterna – Wandlungen“. Völlig frei und aus dem Augenblick heraus gestalteten sie zum einen an der Goll-Orgel, zum andern an einem von Theinert entwickelten Visual Piano berauschende, eindrucksvolle Klänge und Lichtkunst-Projektionen, die sich wie in einem Dialog interdisziplinär verstärkten. Perfekt balanciert zwischen monodischer Askese, geduldiger Ruhe mit weiten Linien, insistierenden Aufwallungen bis hin zum Klang- und Farbrausch beeindruckten beide ihr Publikum und hinterließen es nach intensiven Eindrücken geradezu verwandelt in die frühherbstliche Nacht.
Krutmann