Ein Aggiornamento an Orgelmusik erklang mit sechs Uraufführungen am 26. Oktober 2025 an der Goll-Orgel der Liebfrauenkirche in Hamm. Initiiert von Dekanatskirchenmusiker Johannes Krutmann sollte zum 20. Weihejubiläum des überregional bekannten und bedeutenden Instruments eine Publikation mit neuer, avantgardistischer Orgelmusik erstellt werden. Die jeweiligen Werke sollten sich dabei am Verlauf einer Orgelmesse orientieren, d. h. als nicht choralgebundene Orgelkompositionen auf Teile des Propriums beziehen. Dazu wurden vom damaligen Leiter der Abteilung Kirchenmusik im Erzbischöflichen Generalvikariat Paderborn Dr. Dominik Susteck sechs junge Künstlerpersönlichkeiten beauftragt, jeweils ein Orgelwerk zu schreiben.
Michael Schultheis (*1985) komponierte unter dem Titel „Im Klang verwandelt, hinüber“ eine komplette kleine Orgelmesse, die er unter das biblische Motto „Wir aber werden verwandelt werden“ (1 Kor 15,51) stellte. Daniel Beilschmidt (*1978) schaffte mit „Canto aperto“ einen faszinierenden Introitus, der Glockenklänge evozierte, während Sarah Proske unter dem Titel „imaginierter Raum“ Bezug auf die spezifischen akustischen Klangmöglichkeiten in der Liebfrauenkirche nahm. Eloain Lovis Hübners (*1993) Komposition „silben vermessener zeit (auflesen auflösen hingehen hingeben)“ erzeugte ein meditatives Klangspektrum mit taktweise wechselnden Registrierungen. „Ich glaube nicht an Tod, weil man sich nicht an ihn erinnern kann“ – unter diesem Titel reflektierte Oxana Omelchuk ( *1975) ihr Orgelwerk, während eine zitatenreiche und mit artistischen Einsätzen gewürzte Toccata von Martin Sturm (*1992) den Abschluss der Uraufführungen bildete. Kerstin Petersen (Hamburg) und Diego De La Fuente Duran (Mainz) an der Goll-Orgel meisterten in Anwesenheit der Komponierenden die jeweiligen Anforderungen mit gestalterischer Fantasie und Flexibilität, musikalischen Einfühlungsvermögen sowie beeindruckender technischer Souveränität.
Die Kompositionen sind als Fortsetzung des 2021 im Butz-Verlag erschienenen Orgelbuchs „Nova ex antiquis“ geplant und sollen zum 20. Orgeljubiläum der Goll-Orgel 2026 im Are-Verlag publiziert werden. Das Projekt wird finanziell unterstützt vom Erzbistum Paderborn.
Johannes Krutmann