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Klangraum Kirche
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23.05.2022

Rezension: Marcel Dupré „Nympheas“ op.54

Marcel Dupré: Nymphéas op. 54 - Butz Verlag (BU 3033) - 32 €

Marcel Dupré

Nymphéas op. 54 für Orgel

Butz (BU 3033)

32 €

 

Marcel Dupré hegte eine Vorliebe für impressionistische Malerei. Inspiriert von dem Seerosen-Gemälde („Nymphéas“) Claude Monets, komponierte Dupré in den Jahren 1958/59 den gleichnamigen 8-sätzigen Zyklus. Bis heute blieb dieses Werk jedoch unveröffentlicht. Warum? Dupré komponierte diesen Zyklus ganz speziell für seine Hausorgel in Meudon die einige Besonderheiten mit sich bringt: Tonumfang bis c5, Tastenfesseln (Sostenuto), Manual- und Pedalteilung. Seine Hausorgel war somit schon gewissermaßen ein „Instrument der Zukunft“ und lange Zeit war eben dieses Werk nur dort spielbar. Orgelneubauten vergangener Jahre verfügen dank modernster Technik nunmehr immer häufiger die Spielhilfen, wie Dupré sie vorgibt und sich wünscht – auf der anderen Seite sind solche Instrumente, wenn, in großen Kathedralen oder in Konzertsälen zu finden.

Um dieses, bis jetzt einzig unveröffentlichte Orgelwerk Duprés, nun doch einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, hat Tobias Frank diesen Zyklus für eine 3-manualige Orgel ohne die oben genannten Spielhilfen bearbeitet. Das sehr umfangreiche Vorwort gibt ausführlichste Auskunft über den Vorgang der Bearbeitung. Gleichsam ist die Disposition samt allen Spielhilfen der Hausorgel Duprés abgedruckt. Das allein ist schon sehr spannend zu lesen!

Zur Musik: Dieses Werk ist definitiv nichts für Anfänger! Die 8 Sätze mit jeweils 3-7 Notenseiten sind nicht besonders Umfangreich, aber sie gleichen kleinen Etüden (Doppelpedalspiel, Spiel auf 2 Manualen mit einer Hand, toccatenähnliche Figuren). Trotz der Spieltechnischen Virtuosität sind die Sätze klanglich sehr verhalten registriert. Viele solistische Register kommen zum Einsatz. Das macht die Komposition farbenreich und interessant!

Noch eine Besonderheit: Dieser Notenband vereint beides: die Bearbeitung UND die Originalfassung von Dupré! Der Spieler hat somit die Möglichkeit, Original und Bearbeitung direkt zu vergleichen! Ferner gibt es den Organisten, die ein Instrument mit den oben genannten Spielhilfen zur Verfügung haben die Option, in diesem Fall gar die Originalfassung von Dupré zu spielen. Wenngleich dieses Werk sicherlich nicht für jeden spielbar und zugänglich sein wird, für den Dupré-Kenner und Freund ist es ein wahrer Schatz, dass die Lücke in seinem Orgeloeuvre nun endlich schließt!

 

Sebastian Freitag